Radschnellwege

12.02.2021

Land übernimmt grenzüberschreitenden Radschnellweg Offenburg – Strasbourg

Landesverkehrsminister Winfried Hermann hat heute in Stuttgart verkündet, dass das Land den vom Regionalverband Südlicher Oberrhein auf seine Machbarkeit untersuchten Radschnellweg von Offenburg über Willstätt und Kehl nach Strasbourg in seine Baulastträgerschaft übernehmen wird. Damit erfüllt sich für den Regionalverband eine lang gehegte Forderung. Verbandsvorsitzender Otto Neideck: „Das ist eine tolle Botschaft für Strasbourg, Kehl und Offenburg, aber auch für die Region. Der Regionalverband hat frühzeitig das Potenzial dieser grenzüberschreitenden Radschnellverbindung erkannt.“

Mit der Entscheidung des Verkehrsministeriums ist für diesen Abschnitt grundsätzlich das Land für Planung, Bau, Betrieb, Unterhaltung, Reinigung und Winterdienst verantwortlich. Lediglich innerhalb der Ortsdurchfahrten von Kehl und Offenburg müssen die Städte die Kosten selbst tragen, können bei der Planung und dem Bau aber von Bund und Land mit fast 90 Prozent bezuschusst werden.

Der Regionalverband hatte zusammen mit dem Ortenaukreis sowie den Kommunen bereits seit dem Abschluss der Machbarkeitsstudie im Jahr 2019 beim Verkehrsministerium darum geworben, dass die Verbindung in die Verantwortung des Landes übernommen wird. Mit einer aktualisierten Potenzialanalyse im letzten Jahr, die auch im bundesweiten Vergleich sehr hohe Nutzerzahlen ermitteln konnte, wurde diese Forderung nochmals untermauert und von der Fachabteilung im Ministerium sehr konstruktiv aufgenommen und unterstützt. Verbandsdirektor Dr. Christian Dusch: „Die Zusage des Landes zur Baulastübernahme für den Abschnitt Straßburg – Kehl – Offenburg freut uns sehr. Das zeigt, dass der gesamte Radschnellweg förderfähig ist und es ist ein klares Bekenntnis für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.“

Der ebenfalls untersuchte Abschnitt Offenburg – Appenweier wurde vom Land dagegen in die Zuständigkeit des Ortenaukreises eingestuft, da das Land hier keine überregionale bzw. regionale Verbindungsfunktion sieht. Darüber sei man vor dem Hintergrund der hohen Potenziale auf der Strecke enttäuscht, so Dusch. „Aktuell lassen wir den Abschnitt von Offenburg über Appenweier nach Achern und Bühl untersuchen. Nach Abschluss dieser Untersuchungen wird die Baulastträgerschaft auf diesem Abschnitt noch einmal neu zu prüfen sein“.

So wurde erst am 11.12.2020 beschlossen, fünf weitere Machbarkeitsstudien für Radschnellwege zu erstellen. Es handelt sich hierbei um die vielversprechenden Korridore:

·        Freiburg – Bad Krozingen – Heitersheim – Müllheim,

·        Freiburg – Kirchzarten,

·        (Freiburg –) Umkirch/March – Breisach,

·        Lahr – Ettenheim/Rust – Herbolzheim – Kenzingen – Emmendingen und

·        (Offenburg –) Appenweier – Renchen – Achern – Bühl mit Verbindung nach Rheinau – Gambsheim.

Zusammengerechnet mit den bereits fünf zuvor untersuchten Korridoren ergäbe sich damit ein durchgängiges 220 km langes Radschnellwegenetz für die Region Südlicher Oberrhein .

Karte Übersicht Sachstand Radschnellwege

Radschnellwege werden derzeit bundesweit und ebenso im benachbarten Ausland geplant und gebaut. Hierbei werden folgende Qualitätsstandards zugrunde gelegt:

  • Radschnellwege verlaufen geradlinig, ohne enge Kurven sowie getrennt vom Kfz- und Fußverkehr.
  • Sie weisen keine ungesicherten Querungen und idealerweise keine größeren Steigungen auf.
  • Die Fahrbahn besteht aus einer witterungsunabhängigen Oberfläche und ist mindestens vier Meter breit, um einen Zweirichtungsverkehr sowie sicheres Überholen zu ermöglichen.
  • Sie werden das ganze Jahr hindurch regelmäßig gereinigt und verfügen über eine wegweisende Beschilderung sowie Beleuchtung.

Somit soll gewährleistet werden, dass Reisegeschwindigkeiten von mindestens 20 Stundenkilometern erreicht werden können.

Radschnellwege bieten insbesondere Berufspendlern völlig neue Qualitäten. Die Möglichkeit, mit gleichbleibender Fahrgeschwindigkeit und relativ niedrigem Energiebedarf störungsfrei und sicher voranzukommen, erhöht die Bereitschaft im alltäglichen Berufsverkehr auch mittlere Strecken zwischen fünf und 15 Kilometern mit dem Fahrrad zurückzulegen. Konfliktsituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern sowie häufiges Bremsen und Anfahren an Kreuzungen gehören der Vergangenheit an. Da auf Radschnellwegen höhere Reisegeschwindigkeiten erzielt und größere Distanzen zurückgelegt werden können, eignen sie sich auch ideal für E-Bikes und Pedelecs. Durch die Attraktivität der neuartigen Infrastruktur werden neue Nutzergruppen generiert und der Radverkehrsanteil insgesamt gesteigert. Dies führt insbesondere auf der Straße zu einer Entlastung der Hauptverkehrsachsen. Dadurch geht die Stauanfälligkeit zurück und es werden Schadstoffemissionen und Lärmbelastungen reduziert. Da durch Radschnellwege auch im Hinblick auf Tourismus, Freizeit und Sport sowie Lastentransporte neue Qualitäten erreicht werden, erfährt die regionale Nahmobilität insgesamt eine Attraktivitätssteigerung.