16.12.2022
Mehr Solaranlagen umsetzen, ohne der Landwirtschaft Flächen zu nehmen – dieser Herausforderung sieht sich der Regionalverband Südlicher Oberrhein gegenüber.
Im Rahmen der „Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg“ wird an fünf Standorten in Baden-Württemberg die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Nahrungsmittelproduktion und zur Stromerzeugung untersucht. Oliver Hörnle vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg leitet das Forschungsprojekt. Er erläuterte in der Planungsausschusssitzung des Regionalverbands, wie die doppelten Landnutzung funktioniert. Der Regionalverband Südlicher Oberrhein ist assoziierter Partner der Modellregion Agri-PV.
In der vorausgegangenen Sitzung am 30.11.2022 hatte der Regionalverband die Teilfortschreibung „Solarenergie“ eingeleitet, mit der erstmals Gebiete für Solaranlagen im Regionalplan festgelegt werden sollen. Die hier vorrangig adressierten Freiflächenanlagen nehmen in der Regel landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch. Die Landwirtschaftsflächen in der Region Südlicher Oberrhein zählen jedoch landes- und bundesweit zu den wertvollsten. Agri-Photovoltaik kann diese Flächenkonkurrenz auflösen.
„Die Region Südlicher Oberrhein ist durch ihre vergleichsweise hohe Sonnenscheindauer und -einstrahlung sowie ihre hervorragenden landwirtschaftlichen Böden prädestiniert für der Einsatz von Agri-Photovoltaik“, so Otto Neideck, Verbandsvorsitzender des Regionalverbands Südlicher Oberrhein. „Mit Agri-Photovoltaik kann die Region einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten und gleichzeitig die Nahrungs- und Futtermittelproduktion sichern.“
Oliver Hörnle betonte in seinen Ausführungen ein weiteres gewichtiges Argument für Agri-Photovoltaik: Die in der Region Südlicher Oberrhein abnehmenden Niederschlagsmengen und die zunehmenden Hitze- und Trockenphasen durch den Klimawandel. Agri-PV-Anlagen können die Resilienz der Landwirtschaft gegen diese Klimaveränderungen stärken, indem sie neben der Stromerzeugung auch die Verdunstung mindern, Luft- und Bodentemperaturen senken sowie mit einem Regenwassermanagement kombiniert werden können.
Das erste Konzept für eine Agri-Photovoltaikanlage wurde 1981 von Prof. Dr. Adolf Goetzberger, dem Gründer des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg, und dem ebenfalls dort wirkenden Dr. Armin Zastrow vorgestellt. Seit den 2000er-Jahren wurden erste Agri-Photovoltaik-Pilotanlagen in Japan, Frankreich und Deutschland errichtet und erforscht. Ende 2021 wurden weltweit über 14 GW installierte Leistung von Agri-Photovoltaikanlagen registriert. Die insgesamt installierte Photovoltaik-Leistung betrug laut Internationaler Energie-Agentur im selben Jahr 942 GW.